Osteopathie
Die Osteopathie ist eine Komplementärmedizin und stellt eine Form der manuellen Medizin dar, die dem Erkennen und Behandeln von Funktionsstörungen dient. Die wissenschaftliche Basis dafür bilden ausreichende Kenntnisse der Anatomie, Physiologie, Embryologie und Pathologie. Entwickelt hat sie der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still (1828-1917) vor über 130 Jahren. Weitere prägende Personen der Osteopathie waren u.a. John Martin Littlejohn (1867–1947), William Garner Sutherland (1873–1954) und Palmer (1845–1913).
In Deutschland zählt die Osteopathie zur Heilkunde und darf nur von Ärzten oder Heilpraktikern eigenständig ausgeübt werden. Immer mehr Fachärzte arbeiten mit Osteopathen zusammen. Für den Patienten kann das eine effektivere Behandlung im ganzheitlichen Sinne bedeuten.
Osteopathische Herangehensweise
Die Osteopathie umfasst die manuelle Diagnostik und Therapie am Bewegungssystem, an den inneren Organen und am Nervensystem (Körpersysteme). Im Mittelpunkt der osteopathischen Behandlung steht immer der Patient, nicht seine Krankheit oder seine Symptome.
Die osteopathische Behandlung richtet sich nach den folgenden Grundprinzipien:
Eine Einheit von Körper, Geist und Seele, geprägt durch sein individuelles Umfeld.
Ein freier Fluss aller Körperflüssigkeiten und eine reibungslose Beweglichkeit aller Strukturen sind Ausdruck des gesunden Lebens.
Der menschliche Organismus kann Einflüsse von innen oder außen ausgleichen und zur eigenen Erhaltung aufnehmen oder auch abwehren, so dass Gesundheit und funktionelle Leistungsfähigkeit für die gestellten Anforderungen möglich sind. Voraussetzung ist, dass alle menschlichen Körpersysteme und Strukturen reibungslos funktionieren, so dass ein Informationsaustausch zwischen ihnen gegeben ist.
Kurz: Funktioniert die Selbstregulation, ist der Mensch gesund!
Der Körper hat die Fähigkeit, die Struktur seiner Gewebe entsprechend ihrer Belastungen zu verändern. Die Struktur bedingt die Funktion, und die Funktion formt die Struktur.
Kurz: Strukturen beweglich -> Stoffwechsel in Bewegung -> Funktion intakt -> Struktur gesund => unser Körper erhält sich selbst gesund und ist zudem weniger störanfällig.
Im Mittelpunkt der Therapie strebt der Osteopath den Abbau von Blockaden und die Wiederherstellung des Gleichgewichts aller Körpersysteme an. Die Selbstheilungskräfte und Selbstregulation des Patienten spielen dabei eine zentrale Rolle. Der Osteopath möchte dem Menschen durch die Behandlung der Bewegungsverluste aller Strukturen helfen, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. „Find it, fix it and leave it alone“ A.T.Still. (Finde es, löse es und lass es in Ruhe, damit es sich selbst heilen kann.)
Natürlich können mit der Osteopathie nicht alle Beschwerden geheilt werden, deshalb ist die Zusammenarbeit mit der herkömmlichen Medizin unverzichtbar. Die erwünschte Reaktion auf die osteopathische Behandlung ist, dass der Körper gestörte Regelkreise neu justiert und ungünstige muskuläre Spannungsmuster ändert. Im Idealfall balanciert er letztlich die „Homöostase“ (inneres Gleichgewicht) auf einem höheren Niveau aus. Dazu benötigt der Körper Zeit und fordert die aktive Mitarbeit des Patienten.
Anwendungsgebiete der Osteopathie
Die Osteopathische Medizin kommt bei fast allen Störungen im Organismus, vom Säuglings- bis Erwachsenenalter, zum Einsatz. Voraussetzung dafür ist, dass eine Kontraindikation, die im Erstgespräch zusammen mit der Anamnese und anderen Untersuchungen stattfindet, ausgeschlossen wurde. Das betrifft unter anderem den Bewegungsapparat, das Nervensystem, die inneren Organe, den Hals-Nasen-Ohren- und Schädelbereich.
Allgemeine Indikationen für eine osteopathische Therapie gibt es nicht.
Das Behandlungsziel der Osteopathie liegt darin, dem Körper dabei zu helfen, sich wieder selbst zu regulieren – unabhängig davon, ob die Osteopathie bei Beschwerden oder präventiv eingesetzt wird. Demnach ist Osteopathie kein Allheilmittel. Ihre Grenzen liegen dort, wo der Organismus keine ausreichenden Reserven und Selbstheilungskräfte zur Verfügung hat oder wo Körperstrukturen zerstört sind. In diesem Fall versucht die Osteopathische Medizin das Vorhandene zu optimieren und Beschwerden zu lindern.